FRAGEN UND ANTWORTEN ZUM PROJEKT ZUKUNFTSQUELLE. WASSER FÜR GENERATIONEN

1954 gegründet, bis heute ohne Unterbrechung geliefert: Die Bodensee-Wasserversorgung sorgt dafür, dass vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg qualitativ bestes Trinkwasser aus dem Bodensee erhalten. Tag für Tag. Rund um die Uhr. Um die sichere Trinkwasserversorgung auch für die nächsten Jahrzehnte zu gewährleisten, haben wir das Projekt „Zukunftsquelle. Wasser für Generationen“ gestartet.

An dieser Stelle finden Sie Hintergründe und Details zu Ihren offenen Fragen:

Flyer Zukunftsquelle – Wasser für Generationen (PDF, 531 KB)

Mit dem Projekt Zukunftsquelle stellen wir die Trinkwasserversorgung für die kommenden Jahrzehnte und somit die nächsten Generationen in Baden-Württemberg sicher. Dazu führen wir eine Reihe baulicher Maßnahmen durch. 

Konkret geplant sind neue Entnahmeleitungen zur Wasserförderung sowie die Ertüchtigung und Modernisierung der Pumpwerke und Steigleitungen zum Wasserwerk am Sipplinger Berg. Zudem müssen die Aufbereitungstechnologie und die Wasserspeicher modernisiert und erweitert werden. Gleichzeitig werden weitere notwendige Anpassungen vorgenommen, etwa bei der Stromversorgung.

Zum bestehenden Wasserwerk am Standort „Süßenmühle“ kommt eine weitere Anlage am neuen Standort Pfaffental , der einige Kilometer zwischen Ludwigshafen und Sipplingen entfernt liegt. Die räumliche Trennung der Entnahmestellen erhöht die Versorgungssicherheit im Verbandsgebiet. Dieses Wasserwerk mitsamt der Entnahmeleitungen in den Bodensee wird komplett neu errichtet. Der neue Standort muss zudem mit unserer Wasseraufbereitung auf dem Sipplinger Berg verbunden werden. Dafür benötigen wir einen Tunnel mit einer Druckleitung und außerdem eine neue Stromversorgung. Am neuen Standort bauen wir eine hochmoderne Ultrafiltrations-Reinigungsstufe ein, die uns u.a. gegen die Larven der Quagga-Muschel schützt. Auch der Standort Süßenmühle wird entsprechend modernisiert werden, sobald das neue Werk im Pfaffental betriebsbereit ist, d.h. auch hier entstehen neue Anlagen zur Wasserentnahme und Aufbereitung inklusive Ultrafiltrations-Technologie. Die vorhandenen Druckleitungen und die Stromversorgung in Süßenmühle bleiben bestehen. 

Informieren Sie sich unter News über den aktuellen Projektstand.

Die Erweiterung und der Ausbau der Anlagen am Bodensee im Rahmen des Projekts Zukunftsquelle sind aus zahlreichen Gründen erforderlich.

Einige Anlagenteile nähern sich mittlerweile ihrer Altersgrenze und müssen aufgrund der langen Betriebsdauer ersetzt oder erneuert werden. Mit den geplanten Maßnahmen erhöhen wir die Sicherheit gegen Ausfälle und erleichtern künftige Reparatur- und Modernisierungsarbeiten.

Der Bedarf an Trinkwasser steigt. Gründe hierfür sind demografische Veränderungen und die Auswirkungen des Klimawandels. Dafür müssen die Anlagen gerüstet werden.

Die zunehmende Ausbreitung der Quaggamuschel und Veränderungen in der Wasserqualität des Bodensees durch den Klimawandel wirken sich auf die Wasserförderung und -aufbereitung aus und erfordern entsprechende technische Anpassungen.

Quaggamuscheln haben sich in den letzten Jahren massenhaft im Bodensee ausgebreitet und begonnen, die Rohre der Trinkwasserversorgung zu besiedeln. Die Larven der Quaggamuscheln schwimmen in die Leitungen und setzen sich als Muscheln auf und in den Entnahmeleitungen und Förderanlagen fest.

Auch wenn ihre Ausbreitung im Bodensee keine Auswirkungen auf die Beschaffenheit und die Qualität des Trinkwassers hat, ist sie für die technisch anspruchsvolle Trinkwasserversorgungsanlage eine große Herausforderung: Regelmäßig fallen aufwendige Reinigungsmaßnahmen in den Aufbereitungsanlagen an, da sich die aktuellen Trinkwasseraufbereitungsmethoden nur begrenzt für die Entfernung der Quaggalarven eignen. Daher müssen die technischen Anlagen zügig mit Ultrafiltrationstechnologie umgerüstet werden. Nach heutigem Kenntnisstand ist die Ultrafiltration die einzig zuverlässige und wirksame Methode zur Entfernung der Quaggamuschel und ihrer Larven bereits bei der Entnahme des Wassers aus dem Bodensee.
 

Momentan sind unsere Anlagen stark ausgelastet und laufen im Spitzenbetrieb an der Kapazitätsgrenze. Das erschwert Reparatur- und Revisionsarbeiten im laufenden Betrieb. Hinzu kommt, dass das massive Auftreten der Quaggamuschel zusätzliche Reinigungs- und Wartungsarbeiten erfordert.

Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, den laufenden Betrieb zu entlasten und Reparatur- und Modernisierungsarbeiten zügig durchführen zu können, braucht es Reservekapazitäten („Redundanzen“), die wir durch das Projekt Zukunftsquelle bereitstellen wollen. Gleichzeitig schaffen wir damit größere technische und organisatorische Sicherheit im Sinne eines verantwortungsvollen Risikomanagements.

Künftig sollen daher mehrere Anlagen zur Wasserentnahme die Trinkwasserversorgung sichern: am bestehenden Standort in Süßenmühle und am neuen Standort Pfaffental. Die neue Anlage in Pfaffental ist räumlich von Süßenmühle getrennt.

Ein Seewasserwerk benötigt Platz für die verschiedenen Anlagen. Große Teile des nördlichen Überlinger Sees bieten nur einen sehr schmalen Uferstreifen, der keine weitere Bebauung zulässt. Im Bereich Pfaffental dagegen ist ausreichend Platz für die erforderlichen Anlagen vorhanden. Das Pfaffental erfüllt auch die sonstigen geforderten Standortkriterien: Nicht zu weit vom Sipplinger Berg gelegen, aber aus Sicherheitsgründen weit genug vom bereits bestehenden Werk am Standort Süßenmühle entfernt. Die neue Anlage grenzt nicht direkt an bewohnte Areale und die umliegende Fläche kann als Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden. Die Strömungsverhältnisse im See sind ebenfalls günstig.

Wasserschutzgebiete schützen die Qualität des Trinkwassers. Im Falle der Bodensee-Wasserversorgung betrifft dies vier Millionen Baden-Württemberger, die sauberes Wasser für sich und künftige Generationen benötigen. Im Bodenseekreis gibt es aktuell 38 dieser Schutzgebiete, eines davon im Bereich Süßenmühle. Seit 1987 ist dort der Entnahmebereich der Bodensee-Wasserversorgung durch ein 8,4 km² großes Wasserschutzgebiet geschützt. Rund um das neu geplante Wasserentnahmesystem bei Pfaffental soll ein weiteres Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden. Es wird dazu ein eigenständiges Verfahren durch das Landratsamt Bodenseekreis geben. Der Antrag auf Ausweisung eines Wasserschutzgebiets für den Standort Pfaffental wurde Ende 2023 bei der Behörde eingereicht. Eine Bearbeitung erfolgt jedoch erst, wenn ein Baubeschluss durch den Zweckverband erfolgt ist.

Heute entnehmen wir rund 1 % der Wassermenge, die täglich dem Bodensee zufließt – und damit weniger, als im Schnitt aus dem See verdunstet. Für die Zukunft erwarten wir zwar aus verschiedenen Gründen einen steigenden Wasserbedarf. Im Rahmen des Projekts Zukunftsquelle planen wir keine Erhöhung der maximal zulässigen Entnahmemenge.

 

Für die neuen Anlagen nutzen wir das beste derzeit existierende Filterverfahren, damit auch die Quaggamuschel-Larven sicher aus dem Wasser entfernt werden: die Ultrafiltration. Hierbei wird das Wasser durch feine Röhrchen gepresst; Feststoffpartikel bleiben darin hängen. Um diese Partikel zu entfernen, müssen die Röhrchen gelegentlich gespült werden. Das "Spülwasser" oder Prozesswasser wird gereinigt, das verbleibende Klarwasser wird wieder in den Bodensee eingeleitet. Damit fließt letztlich nur Wasser in den See zurück, welches ihm vorher entnommen wurde. Als Trinkwasserversorger haben wir selbst das allergrößte Interesse daran, den See rein und die Wasserqualität hoch zu halten.

 

Wir finalisieren derzeit (Stand Dezember 2024) die Entwurfsplanung (Leistungsphase 3 HOAI). Diese ist für die Lose 2 – 9 abgeschlossen. Für die Lose 1 und 10 sind noch Klärungen notwendig. 

Leistungsphasen sind die einzelnen Planungsabschnitte eines Gesamtprojekts. Nach der „Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI)“ gibt es neun Leistungsphasen, die Entwurfsplanung ist die Phase 3.

Parallel beginnt nun die Genehmigungsplanung (Leistungsphase 4 HOAI) für alle drei Realisierungsstufen. die Genehmigungsplanung ist die Phase 4.

Bis zur Fertigstellung der Antragsunterlagen werden parallel weitere technische Untersuchungen (siehe nächster Punkt) abgeschlossen sein, woraufhin wir die Planung gegebenenfalls nochmals anpassen werden. Im Anschluss kann ein Baubeschluss durch den Zweckverband erfolgen (frühestens Ende 2025). 

Aufgrund der Einzigartigkeit des Projekts, der langen und komplexen Planung sowie der bedeutenden Investitionen verfolgen wir einen schrittweisen Ansatz („Flexibilisierung“). Technische Weiterentwicklungen sollen über die jahrzehntelangen Planungs- und Bauabläufe wenn möglich berücksichtigt werden können.

Ende 2023 haben wir im Rahmen der sogenannten Entwurfsplanung eine detaillierte Kostenschätzung erstellt. Das Ergebnis betrug 4,6 Milliarden Euro – eine hohe Summe, auch wenn davon „nur“ rund 1,8 Milliarden für den eigentlichen Bau veranschlagt waren und mehr als die Hälfte für Inflation und Finanzierungskosten (2,4 Milliarden). Dies war für uns der Anlass, nochmals sämtliche Berechnungen zu überprüfen und die Planungen auf Kostensenkungspotenziale hin zu überprüfen.

Nachdem die Prüfungen kein signifikantes Kosteneinsparpotenzial aufzeigten und somit unsere Planungen und Kalkulationen bestätigt wurden, hat unser Verband im Juli 2024 grünes Licht gegeben für den Start der nächsten großen Leistungsphase, die Genehmigungsplanung. Außerdem hat der Verband beschlossen, dass parallel zur Genehmigungsplanung unseres Projekts „Zukunftsquelle. Wasser für Generationen" nochmals zwei technische Alternativen zur bisher geplanten Ultrafiltrationstechnologie geprüft werden, um sicherzustellen, dass wir mit der jetzigen Planung den bestmöglichen Weg verfolgen.

Prüfung technischer Alternativen zur Ultrafiltration

Dabei geht es um alternative Verfahren zur bisher geplanten Ultrafiltrationstechnologie, um die Larven der Quaggamuschel sowie weitere Partikel und Spurenstoffe sicher aus unseren Systemen zu entfernen, noch bevor das Wasser bei den Rohwasserpumpen ankommt. Hierzu wird in einer Machbarkeitsstudie geprüft, ob eine Scheibenfiltration oder eine Mehrschichtfiltration mit UV-Anlagen infrage kommen. 

Sowohl diese Verfahren als auch die Ultrafiltration würden kombiniert mit einem reinigungsfähigen („molchbaren“) Entnahmeleitungssystem, das ohnehin im Rahmen der Zukunftsquelle geplant ist.

Hand in Hand im Verband: Prüfung technischer Alternativen mit Lenkungsgruppe

Diese Alternativen werden wir in enger Abstimmung mit einem Lenkungskreis aus den Reihen der Verbandsmitglieder und einer externen Fachfirma prüfen. Ende 2025 werden dann die bis dahin fertiggestellten Antragsunterlagen für die größeren Genehmigungsverfahren und die Machbarkeitsstudie zusammengebracht, woraufhin der Verband über das weitere Vorgehen entscheidet. 

Die Herausforderung für die Zukunft 

Wichtig dabei: Es geht bei der Zukunftsquelle um das „wie“, nicht um das „ob“. Wir müssen in jedem Fall eine Antwort finden auf die Herausforderungen, vor denen die Trinkwasserversorgung steht – von den alternden Anlagen über den Klimawandel bis zur Quagga-Muschel.

Die gesamte Dauer des Projektes Zukunftsquelle wird nach heutiger Schätzung gut 20-25 Jahre betragen und ist in verschiedene Realisierungsstufen unterteilt. Das heißt, es werden während dieses Zeitraums bereits neue oder erweiterte Anlagenteile fertig und nutzbar sein. Die tatsächliche Dauer hängt auch davon ab, ob sämtliche Realisierungsstufen so umgesetzt werden, wie es die derzeitige Planung vorsieht.

Die Bauausführungen starten nach heutigem Stand nicht vor dem Jahr 2029 und werden voraussichtlich etwa 2046 komplett beendet sein. Vorbereitungsarbeiten wie beispielsweise Baugrunduntersuchung oder Baustellenvorbereitung finden früher statt, jedoch nicht vor 2026. Wir bauen derart, dass während des Baus jederzeit sicher sauberes Trinkwasser in höchster Qualität an die Verbandsmitglieder geliefert werden kann.

Der Zeitplan wurde im April 2024 aktualisiert und wird auch künftig an die Erkenntnisse aus der Planung und der Genehmigung anzupassen sein.

Inklusive der Kosten für den optionalen Ausbau, der größere Wasserabnahmemengen für bestehende Verbandsmitglieder und die Aufnahme neuer Mitglieder möglich machen würde, beläuft sich die Gesamtsumme auf rund 4,6 Milliarden Euro (davon 1,3 Milliarden Euro für die Wachstumsoption). Von den Gesamtkosten entfallen mehr als die Hälfte auf Inflation und Zinsen (jeweils rund 1,2 Milliarden Euro). Der Ausbau erfolgt stufenweise. Die Fertigstellung aller Bauabschnitte ist für 2046 geplant.

Trinkwasser ist ein wertvolles Gut, Qualität und Versorgungssicherheit stehen deshalb an erster Stelle. Und das hat seinen fairen Preis. Die Bodensee-Wasserversorgung liefert das Wasser in die Hochbehälter der Städte und Gemeinden. Diese verteilen dann das Wasser an die Bürger. Die Bodensee-Wasserversorgung erwartet eine schrittweise Erhöhung des Wasserpreises für die Bürgerinnen und Bürger im Verbandsgebiet, da die Projektkosten auf die Mitglieder des Zweckverbandes umgelegt werden und diese nach eigenem Ermessen Kosten weitergeben.

Die Kosten für das Trinkwasser für Endverbraucher schwanken von Gemeinde zu Gemeinde. Die Höhenunterschiede, die die Leitungen im Ort überwinden müssen, schlagen ebenso zu Buche wie die Dichte der Bebauung. Im Versorgungsgebiet der Bodensee-Wasserversorgung zahlen die Verbraucher den jeweiligen Tarif des örtlichen Wasserversorgers.

Eine Realisierung nur der Stufe A (Pfaffental) bis zu einer Inbetriebnahme 2035 würde zu einer Erhöhung der durchschnittlichen Umlage bis zu diesem Zeitpunkt auf circa 1,65 Euro pro Kubikmeter Wasser führen. 

Werden die neu geplanten Anlagen der Zukunftsquelle (sogenannte „Realisierungsstufen A und B“) bis 2041 in Betrieb genommen, steigt die Umlage bis dahin auf etwa 2,70 Euro pro Kubikmeter Wasser. 

Für die Wachstumsoption („Realisierungsstufe C“) bis 2046 lässt sich noch keine verlässliche Prognose abgeben, da sich die Umlage auf eine größere Wassergesamtmenge und potenziell einen vergrößerten Abnehmerkreis bezieht. Die Umlage beträgt heute (Stand 2023) 81,4 Cent/m³.

Etliche Wasserversorger müssen aufgrund des Klimawandels große Investitionen tätigen. Inwiefern diese Investitionskosten am Ende auch auf den Endverbraucher umgelegt werden, hängt davon ab, ob und wie viel der Mehrkosten die Gemeinden und Stadtwerke am Ende an die Endkunden/Verbraucher weitergeben.

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Teresa Brehme
Unternehmenskommunikation
uk@bodensee-wasserversorgung.de
Tel. +49 711 973-2110