Bodensee-Wasserversorgung lehnt Netzgehege im Bodensee ab

Stuttgart/Konstanz, 10.10.2020 – Die Bodensee-Wasserversorgung versorgt über ihre Verbandsmitglieder rund vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg mit Trinkwasser aus dem Bodensee. Sie erfüllt damit eine elementare Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge, nämlich Trinkwasser jederzeit in hygienisch einwandfreier Beschaffenheit zur Verfügung zu stellen.

 

„Fischzuchtanlagen sind mit der Wichtigkeit des Bodensees als Trinkwasserspeicher nicht zu vereinbaren“, so Christoph Jeromin, technischer Geschäftsführer der Bodensee-Wasserversorgung. „Insgesamt fünf Millionen Menschen in Baden-Württemberg, Bayern und der Schweiz verlassen sich täglich darauf, dass ihnen die Wasserversorger aus dem Bodensee hygienisch einwandfreies und sauberes Trinkwasser liefern. Daher ist der Nutzung des Sees für die Trinkwasserversorgung Vorrang vor anderen Interessen einzuräumen.“

Durch den Eintrag von unerwünschten Stoffen wie Futterresten und Ausscheidungen der Fische mit den darin enthaltenen hygienisch- bzw. trinkwasserrelevanten Mikroorganismen sowie möglichen anderen Substanzen sind Verunreinigungen und Belastungen der Wasserbeschaffenheit zu befürchten. Vor allem bei Netzgehegen, die sich in der Nähe zu den Wasserentnahmeanlagen der Trinkwasserversorger befinden, sind Auswirkungen auf die hygienische Sicherheit des Trinkwassers aus dem Bodensee zu erwarten. Die Bodensee-Wasserversorgung ist der Auffassung, dass eine Aquakultur mit Netzgehegen im Bodensee nicht mit den geltenden Rechtsvorschriften vereinbar ist, insbesondere in Bezug auf das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und die Bodensee-Richtlinien 2005 der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IGKB).

Trinkwasserversorgung ist zudem an zahlreiche gesetzliche Vorgaben und Richtlinien gebunden, die sich an Nachhaltigkeits-, Vorsorge- und Verursacherprinzipien orientieren und u.a. Minimierungsgebote und Verschlechterungsverbote enthalten. (EU-Wasserrahmenrichtlinie, Oberflächengewässerverordnung, EG-Trinkwasserrichtlinie, Trinkwasserverordnung, WaterSafetyPlan der WHO).

Ansprechpartnerin

Maria Quignon, Pressesprecherin
Telefon 07551 / 833 11 56
Mobil 0160 / 97 23 60 17

Weitere Informationen über die Bodensee-Wasserversorgung

Am 25. Oktober 1954 gründeten 13 Städte und Gemeinden den Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, um den ständig steigenden Trinkwasserbedarf mit Zusatzwasser aus dem Bodensee zu decken. Heute versorgt die Bodensee-Wasserversorgung über ihre 183 Mitglieder insgesamt 320 Städte und Gemeinden mit etwa vier Millionen Einwohnern jederzeit und in ausreichender Menge mit bestem Trinkwasser aus dem Bodensee.

Das Wasser wird aus dem Überlinger See in etwa 60 Meter Tiefe dem Bodensee entnommen und mit sechs großen Pumpen bis in die circa 310 Meter höher gelegene Aufbereitungsanlage auf dem Sipplinger Berg gefördert. Dort wird das ohnehin schon gute Bodenseewasser mit Mikrosieb-, Ozon- und Filteranlagen zu einem Trinkwasser sehr hoher Qualität aufbereitet.

Die Kapazität der Förder- und Aufbereitungsanlagen beläuft sich auf etwa 9.000 Liter in der Sekunde; an einem Tag dürfen maximal 670.000 Kubikmeter Wasser dem Bodensee entnommen werden. Rund 1.700 Kilometer meist großkalibriger Rohrleitungen leiten das Trinkwasser bis in den äußersten Norden des Landes.

Heute gibt die Bodensee-Wasserversorgung an ihre Verbandsmitglieder etwa 135 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr ab. Mit dieser Aufgabenstellung ist sie der größte Wasserversorgungszweckverband in Deutschland.